Er war nur ein armes Findelkind, und doch machte er Karriere: Heinrich Findelkind stieg vom Schweinehirten zum Herbergsvater und Bruderschaftsgründer auf. Nicht Karrieresucht, sondern christliche Nächstenliebe trieb den jungen Mann an, den einst gefährlichen Weg über den Arlberg sicherer zu gestalten – mit dem Bau des Hospizes St. Christoph am Arlberg.
Wir schreiben das Jahr 1365. Otze, der Meier von Kempten zieht mit seinen Gefolgsleuten über den Arlberg. Im wilden Schneegestöber stoßen sie auf eine kleine Gruppe von Menschen, die leblos im Schnee liegt. Der strenge Winter hat einmal mehr seinen Tribut gefordert. Doch einer der Toten hält ein kleines Kind in den Armen, das als einziges überlebt hat.
Heinrich Findelkind war noch ein Wickelkind als ihn der Meier von Kempten fand, ihn mitnahm, ihm den Namen Heinrich das Findelkind gab und ihn mit seinen eigenen neun Kindern aufzog. 10 Jahre blieb Heinrich beim Meier von Kempten, bis dieser eine Bürgschaft für einen Freund übernahm und in finanzielle Schwierigkeiten kam. Daraufhin konnte er seine Familie nicht mehr ernähren und die Hälfte der Kinder musste gehen und sich in der Fremde eine Arbeit suchen. So auch Heinrich das Findelkind. 10 Jahre war er gerade einmal alt, als er sein Zuhause und seine geliebten Zieheltern verlassen musste.
Er irrte lange Tage und Nächte in der Gegend umher, ohne festes Ziel vor Augen. Auf seinem Weg nach Süden begegnete er zwei Priestern, die auf dem Weg nach Rom waren. Er ging mit ihnen und überquerte mit ihnen den Arlberg.
Bei Einbruch der Dunkelheit beschlossen sie Rast auf der Burg Arlen zu machen und wurden vom Burgherrn Jakob Überrhein freundlich aufgenommen. Der Burgherr gab ihnen Unterkunft und bot Heinrich Arbeit als Schweinehüter an, die er gerne annahm. Jedes Jahr, wenn der Schnee geschmolzen war, hütete er die Schweine auf den Bergen und teilte sich die Einsamkeit mit den Tieren. 10 Jahre lang blieb er mit dem Vieh auf dem Berg. Sonntags ging er mit seinem Herrn in die Kirche und trug ihm das Schwert nach. Ein Ehrendienst, der normalerweise nur adeligen Jungen vorbehalten war.
Eines Tages musste er mitansehen, wie die im Frühjahr ausgeaperten Leichen von der Arlbergpasshöhe nach St. Jakob zur Beerdigung gebracht wurden. Der Gedanke an diese armen Pilger ließ ihn nicht mehr los und verfolgte ihn auch in seinen Träumen. Der Wunsch zu helfen, der Drang etwas gegen dieses Elend zu tun, wuchs stetig in ihm.
Als Schweinehirte hatte er in den 10 Jahren 15 Gulden verdient. Am Ostersonntag 1385 fasste er all seinen Mut zusammen, trat vor die versammelte Kirchengemeinschaft , bot seine 15 Gulden an und fragte, wer damit etwas zur Hilfe dieser armen Pilger beitragen möchte. Aber er wurde nur ausgelacht.
So beschloss er, selbst etwas zu unternehmen und eine Herberge zu bauen, die den Pilgern vor den Gefahren des Winters Schutz bot. Den ganzen Sommer über beobachtete er die Berge genau, um herauszufinden, wo die beste Stelle für diese Herberge war. Ein Ort, an dem sie sicher vor Lawinen und Steinschlägen war. Als er diese Stelle gefunden hatte, bat er über Jakob Überrhein Herzog Leopold III. von Österreich, ihm ein kleines Grundstück für den Bau der Herberge zu schenken. Er versprach ihm, diese Herberge zu bewirtschaften und den Pilgern zu helfen, so dass diese nicht mehr so elend um’s Leben kämen.
Am 27. Dezember 1385 stellte Leopold III in Graz die Urkunde aus und hat gleichzeitig seine Landsleute aufgerufen, Heinrich Findelkind tatkräftig zu unterstützen.